Warum es kein deutsches Google gibt

EOS Gründer Dr. Langer
Vor zwei Wochen ging es vor einem denkbar ungewöhnlichen Publikum um Gründung in Deutschland: Während es sonst Studenten sind, die mir mehr oder weniger freiwillig zuhören, ging es diesmal gemeinsam mit dem Wirtschaftsattaché der amerikanischen Botschaft um Gründen in Deutschland gegenüber Gründen in den USA. Der erste Unterschied: Der amerikanische Beamte hat nicht nur acht Jahre Behördenerfahrung, sondern in seiner vorherigen Karriere drei Unternehmen gegründet und zwei verkauft. Aus irgendeinem mir bis heute unerfindlichen Grund sollte ich mit ihm über die unterschiedlichen Gründungskulturen diskutieren. Dieser Artikel bedient sich einiger kluger Punkte meines US-Gegenübers und bringt viele fragwürdige Thesen von mir ein:

Seit Adam Smith so nett war, das aufzuschreiben, wissen wir Unternehmer, dass wir drei Sachen benötigen: Arbeit, Boden, Kapital. Heutzutage würde er wahrscheinlich schreiben Arbeit, Rechner und Kapital. Auf jeden Fall benötigen wir Kapital. Das Kapital kann vorher verdient sein, etwa über einen erfolgreichen Beruf zuvor, oder weniger verdient über ein Erbe zuwachsen. Sei’s drum – nicht alle sind in der Lage ihr Unternehmen anfangs selber zu finanzieren. Aber dafür gibt es ja Banken und Wagniskapitalgeber.

 

EOS-Gründer Dr. Langer: Innovativ, erfolgreich, Einzelgründer. Foto von der EOS GmbH Electro Optical Systems.
EOS-Gründer Dr. Langer: Innovativ, erfolgreich, Einzelgründer. Foto von der EOS GmbH Electro Optical Systems.
EOS-Gründer Dr. Langer: Innovativ, erfolgreich, Einzelgründer. Foto von der EOS GmbH Electro Optical Systems.

 

Der große Unterschied beginnt bereits bei der Finanzierung. Das, was die frühen Erfolgsgeschichten aus dem Silicon Valley sind, das findet man bei uns nicht etwa in Berlin, sondern in der bayrischen Provinz. Dort hat die Firma Electrical Optical Systems ihren Sitz im beschaulichen Krailing. Die beinahe-Münchener sind Weltmarktführer für Lasersintersysteme und liefern sich ein Rennen um die weltweite Vorherrschaft auf dem industriellen 3D-Druckmarkt.
Noch nie gehört? Kein Wunder. EOS wurde vor über 20 Jahren gegründet, hat ein kräftiges, stetiges Wachstum auf nun geschätzte 260 Mio. Euro hingelegt, ist immer noch in der Hand der Gründerfamilie und nicht gerade bekannt für wilde PR-Aktionen. Hier funktioniert die Finanzierung offensichtlich ganz anders als in den Vereinigten Staaten. Zum Vergleich: Carbon3D hat seit der Gründung 2013 über 140 Mio. US-Dollar an Wagniskapital unter anderem von Google Ventures eingesammelt. Carbon3D soll “die Art und Weise verändern, wie wir Dinge produzieren”. Während der eine also aus eigener Kraft, mithilfe von Krediten und einiger weniger Wagniskapitalgeber stetig wächst, setzt der andere auf Wachstum durch Wagniskapital.
Woher kommt aber das Kapital, mit dem Weltunternehmen gebaut werden? Woher kommt das Geld für Google? Larry Page und Sergey Brin von Google erhielten das erste Kapital von Andreas von Bechtolsheim. Der Multimilliardär vom Bodensee gründete sein Unternehmen Sun Microsystems allerdings in den Staaten und brachte neben 100.000 Dollar Startkapital noch einen wichtigen Kontakt zum legendären Venture-Capital-Finanzierer Kleiner Perkins Caufield & Byers mit. Die Wagniskapitalgeber hatten nicht nur was für Google übrig, sondern bereits von Bechtholsheim bei der Finanzierung von Sun Microsystems geholfen. Kleiner Perkins Caufield & Byers wiederum wurde von Technologieveteranen und dem erfolgreichen Unternehmer Eugene Kleiner gegründet. In ihm und seinen sieben aufmüpfigen Mitgründern der Fairchild Semiconductor sehen viele das Wiegebett und den Namensgeber des ‘Silicon Valleys’.

 

Die Gründung und Finanzierung von Google war kein Zufall, sondern das Resultat der unternehmerischen und technologischen Aktivität mehrerer Generationen, an deren Anfang der Erfolg von Fairchild Semiconductor stand. In Deutschland gibt es Orte, an denen es die Relikte dieses Aufbruchs zu besichtigen gibt – beispielsweise in meiner beschaulichen Heimatstadt Paderborn. Dort steht das weltweit größte Computermuseum und ein großes Informatik-College als Vermächtnis der 80er Jahre, als Nixdorf Computer drauf und dran war der größte europäische Computerhersteller zu werden. Das Unternehmen mit Milliardenumsatz verpasste es, das Betriebssystem zu öffnen und kleinere Personal Computers herzustellen. Nach dem plötzlichen Tod des Einzelgründers musste das frühere Milliardenunternehmen nach finanziellen Schwierigkeiten an Siemens verkauft werden. Es hätte die Keimzelle einer deutschen unternehmerischen und technologischen Wagniskapitalszene werden können. Selbst die 300 heute existierenden IT Unternehmen in der ostwestfälischen Stadt lassen sich vielfach auf Nixdorf Computer zurückführen.

 

Computerpioniere in Paderborn: Konrad Zuse und Heinz Nixdorf. Foto vom Heinz Nixdorf MuseumsForum.

 

Aber es gibt sie, die erfolgreichen deutschen Tech-Unternehmer: zum Beispiel SAP-Gründer Hasso Plattner. Er ist nicht nur Platz 10 auf der Liste der reichsten Deutschen und Platz 22 auf der der reichsten Techunternehmer, sondern selbst Wagniskapitalgeber mit Hasso Plattner Ventures. Schaut man auf die Liste der aktivsten deutschen Wagniskapitalgeber, fällt jedoch auf: Es sind viel zu wenige. Der erste Fonds, der nicht vom Staat oder einem Großkonzern organisiert ist, kommt erst auf Platz vier. Und selbst unter den privaten Fonds finden sich unter den Partnern mehr ehemalige Unternehmensberater und Banker als Unternehmer. So können viele spannende Unternehmen entstehen, aber sicherlich nicht das nächste Google, so wichtig diese Spieler für das Ökosystem auch sind.
Glücklicherweise nimmt aber der Bedarf an finanziellem Kapital ab und das Angebot an klugem Kapital (‘smart capital’ – also Menschen, die Kontakte, Erfahrung und Engagement mit- und einbringen) zu. Cloud Computing gibt Startups eine ganze Serverfarm an die Hand und ist meist in den ersten zwei Jahren kostenlos, Software-as-a-Service-Unternehmen stellen die professionelle Infrastruktur für die Garagenidee und mit Crowdfunding lassen sich Produktideen vorfinanzieren ohne dass man jemals mit einem Investor sprechen müsste. Zudem gibt es auch hier die zweite Generation von erfolgreichen Gründern, die wiederum investieren. Cherry Ventures ist so ein Fonds. Aber auch Einzelpersonen, die erst bei Rocket das Gründen mit Stützrädern üben, nur um dann ihr eigenes Unternehmen zu gründen und jetzt selbst investieren. Oder die sechs Wunderkinder, von denen manche ihren Verkaufserlös von Microsoft direkt weiterinvestiert haben. Dann gibt es die Millionenexits wie Fyber, TeamViewer und Sociomatic, die hoffentlich genauso unauffällig nach potentiellen Millioneninvestments suchen, wie sie ihre Unternehmen erfolgreich gemacht haben. Ist die erste Finanzierung geschafft, gibt es internationale Geldgeber wie Union Square, Accel Partners und Index Venture, die bereits in den Top10 der aktivsten Wagniskapitalgeber auftauchen. Auch e.Venture, DN Capital und Partech sind international aufgestellt und entsprechend ausgestattet.

 

Frühes Microsoft-Team, 6Wunderkinder-Gründer: Startup-Millionäre im Klassenfoto-Stil.
Es gibt nicht nur einen Unterschied darin, wer wieviel investiert, sondern auch wie investiert wird und mit welchem Ziel. Vor zwei Jahren schrieb Neil Rimer vom Branchenprimus Index Venture einen Brandbrief an die deutsche Gründerszene. Gründer ließen sich viel zu früh viel zu viele Anteile abnehmen. Es sei nicht unüblich, so Rimer, dass nach der Erstfinanzierung die Mehrheiten schon bei externen Investoren liegen. Rimer kritisiert, diese Startups seien nicht Venture-Capital-fähig. Übersetzt bedeutet das, dass diese Unternehmen von Index Ventures kategorisch nicht finanziert werden, weil befürchtet wird, dass der Anreiz der Gründer, weiterhin alles für das Unternehmen zu geben, schwindet. So nehmen deutsche Business Angel und Frühphasenfinanzierer mit ihrem vermeintlich cleveren Gefeilsche um mehr Anteile an ihrem Startup eben diesen die Hefe aus dem Kuchen: Wenn der Kuchen nicht groß werden kann, bringt auch ein großes Stück nichts.
Neil Rimer sagt aber auch: „Ein Land braucht eine echte Erfolgswelle, um gute Angebote ablehnen zu können”. Was er mit Erfolgswelle meint, ist das Walhalla der deutschen Gründer: ein Exit. Nach erfolgreicher Unternehmensentwicklung ist das Ziel eines Gründers entweder den Verkauf an ein etabliertes Unternehmen anzustreben, oder aber selbst einen Börsengang hinzulegen. Daraus ergibt sich eine Kausalkette: Gibt es erfolgreiche Exits, sehen Venture-Capital-Investoren wie Neil Rimer gute Gründe, viel Geld zu einer guten Bewertung in Startups zu investieren und damit sind auch Business Angels bereit, sich mit weniger Anteilen zufrieden zu geben. Hier ist die deutsche Startup-Szene besonders: Es sind vor allem ausländische Großunternehmen, die deutsche Startups kaufen. Die deutschen Dinosaurier versuchen es bis auf wenige Ausnahmen (zum Beispiel im Verlagsgeschäft) lieber selber mit Innovation, anstatt innovative Unternehmen zu übernehmen.

 

Lernt die Unterschiede hautnah kennen: Max gründete Room.me in Deutschland und führt das Startup jetzt aus dem Silicon Valley heraus. Auf seinem Blog beschreibt er die Unterschiede aus persönlicher Sicht.

 

Außerdem hat seit dem Zusammenbruch des neuen Marktes der Vorstand der deutschen Börse immer noch einen bitteren Geschmack im Mund. Das jetzt geschaffene Vorsegment als Meet-and-greet-Lounge ist aber mehr ein Beschwichtigungsversuch als ein echter Lösungsvorschlag. Deshalb ist der Börsengang von Rocket Internet, Windeln.de, Elumeo und Zalando so wichtig. Die negative Berichterstattung und die vehemente Ablehnung unter den Anlegern hat dem Gründerstandort keinen Gefallen getan. An die deutsche Börse zu gehen ist schwierig, aber eigentlich ist die deutsche Börse nicht genug – es benötigt eine größere Plattform, um die Kapitalisierung zu schaffen, wie sie für einen Weltmarktführer notwendig ist.
Die Finanzierung ist aber nicht der einzige Grund dafür, dass es kein deutsches Google gibt. Einige behaupten, es sei schwer in Deutschland zu gründen. Dass die deutsche Öffentlichkeit nicht bereit sei für riskante Gründungen und schadenfroh auf jegliches Anzeichen des Scheiterns schielt. Die deutschen Techies gehen lieber zu Audi und der deutsche Student lieber zur Behörde als in ein Startup. Das kann alles wahr sein, aber es spielt keine Rolle.
Der deutsche Markt ist sowieso zu klein, um ein Weltunternehmen zu starten. Dass Skype und Spotify aus Skandinavien kommen, liegt daran, dass sie es in ihrem kleinen Markt mit ihrer Nischensprache nie versucht haben. Deutschland ist im Grunde genau das: ein kleiner Markt und mit einer Nischensprache. Gründer finden in Deutschland, insbesondere in Berlin die besten Voraussetzungen: Die Kosten sind lächerlich gering im Vergleich zu anderen Metropolen und die Lebensqualität ist der Grund, warum so viele junge, gut ausgebildete Menschen aus Europa, aber eben auch darüber hinaus, nach Berlin kommen. Außerdem: Die größte Volkswirtschaft der Welt sind nicht etwa die Vereinigten Staaten – es ist die Europäische Union.
Fragt mal die Jungs von Soundcloud, Jackson von Relayr, den GoEuro-Gründer oder Bruce und die McConaghys von Ascribe, warum sie in Berlin sind. Oder fragt irgendeinen anderen Gründer und Angestellten – schwer sind die nicht zu finden. Tatsächlich sind 10 Prozent der Gründer und 22 Prozent der Angestellten nicht aus Deutschland. Es geht nicht darum zu zeigen, dass eine Stadt oder Region besser ist (schließlich gehen auch viele Deutsche mit ihrem Unternehmen ins Ausland, wie Max mit Room.me) – es geht darum zu zeigen, dass letztendlich die Kriterien erfüllt sind.
Die Frage ist also nicht: Warum gibt es noch kein deutsches Google? Die Frage lautet: Warum gibt es noch kein europäisches Google? Bisher war es sehr schwer, die Sprachbarriere zu überwinden und auf die kulturellen Eigenarten einzugehen. Auch die Harmonisierung des Binnenmarktes der Telekommunikation, Banküberweisung und Regulierung hat sich erst in den letzten Jahren entwickelt. Die Möglichkeit diesen Markt einfach erschließen zu können, ist das Schlüsselkriterium für ein europäisches Google. Die Globalisierung tut ihr übriges.

 

Für Berlin entschieden: Die Gründer der Registerdatenbank für intellektuelle Eigentumsrechte Ascribe.io – Bruce Pon, Masha McConaghy und Trent McConaghy. Foto von Ascribe.io.
Es wird aber kein Google sein, das nächste große Ding. Wahrscheinlich hat es sogar mit dem Internet nur noch soviel zu tun, als dass es den Datentransfer nutzt. Ist es Augmented Reality, Clean Tech, 3D-Druck, Elektromoblität oder Smart Home? Es ist auf jeden Fall etwas, von dem wir hier in Europa ziemlich viel verstehen – und wenn wir ehrlich sind, gehören Social Media oder Internetsuche nicht dazu. Vielleicht sitzt sie gerade in einem der vielen Fraunhofer-Institute oder am Karlsruhe Institut of Technology. Vielleicht kommt er wie Sergey und Larry aus Russland, oder wie Steve Jobs Vater aus Syrien. Sicherlich aber nicht aus einem Beratungsunternehmen.
Und wo wir gerade so ehrlich sind: Die einzigen, die in Berlin was mit Silikon machen, sind Fliesenleger. Berlin ist weder ein Tal, noch ist es eine Allee. Männer mit Vollbart auf Pilgerreise in San Francisco kommen zur (digitalen) Selbsterfahrung 40 Jahre zu spät. Und Sätze, die mit „wir müssen uns nicht verstecken” anfangen, die enden nie gut.
Warum haben wir also noch nicht ‘das nächste große Ding’ aus Europa gesehen? Weil wir nicht selbstbewusst unseren eigenen Kurs setzen, sondern im Windschatten hinterhersegeln.

5 Gedanken zu „Warum es kein deutsches Google gibt“

  1. Lieber Julian,

    schön, dass sich mal jemand zu diesem Thema äußert und ein paar Infos zusammenfasst.

    Allerdings möchte ich auf ein paar Dinge (möglicherweise ergänzend, aber auch widersprechend) hinweisen, und zum Schluss eine Frage stellen.

    Aber zunächst ein Widerspruch: MP3? Das war doch wirklich ein großes Ding, und diese Entwicklung erst hat es Apple ermöglicht, die ganzen Milliarden mit dem iPod anzusammeln. By the way, die Frauenhofer-Gesellschaft erhält unbestätigten Angaben zufolge stets einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag aus Lizenzeinnahmen. Es ist hier vielmehr zu fragen, warum es der deutschen Industrie nicht möglich war, ihr eigenes iTunes auf die Beine zu stellen. Hier hat es wahrscheinlich eher an Unternehmensberatern gefehlt 😉
    Weiterhin gibt es doch mittlerweile zahlreiche Beispiele, bei denen deutsche Dinosaurier innovative Unternehmen übernommen haben: Der Kartendienst here Maps beispielsweise, oder die zahlreichen Investments der Commerzbank im FinTech-Segment. Nach einer Studie der HTW Berlin betreiben rund ein Drittel derartige Investitionsprogramme.
    Kommen wir aber nun zu meiner Frage, die ich an dich als Unternehmer richte: Was brauchst du konkret, um den europäischen Markt ohne Barrieren zu erschließen?

  2. Hallo Malte,

    das ist ein spannendes Feld, dass ich leider zu schlecht kenne. Wäre ich erfolgreicher Gründer auf der Suche nach der nächsten großen Idee, ich würde in Karlsruhe oder eben am Fraunhofer suchen. Aber: 50 Mio. Euro Umsatz aus Lizensgebühren für das gesamte Fraunhofer – da geht viel mehr. Ein amerikanischer Brandenburg hätte sich vielleicht selbständig gemacht. Und zwischen Manager und Unternehmensberater ist ein großer Unterschied -letzteres wird in Techunternehmen wirklich nicht gebraucht.

    Klar gibt es Beispiele für Übernahmen von Startups von deutschen Unternehmen, es gibt nur sehr wenige und wenn dann wird wenig bezahlt. Unter den größten Exits kann ich keinen deutschen Großkonzern entdecken: https://techberlin.com/articles/16-biggest-exits-so-far/

    „Adding to the momentum, Apple recently acquired Munich-based Metaio, a maker of augmented reality software used to overlay text or graphics on real-life images and video, while Microsoft bought personal planning software maker 6Wunderkinder of Berlin.

    Terms were not disclosed in either deal, but both are estimated to have been in excess of $100 million.

    Delivery Hero said on Monday it had received a round of $110 million in pre-initial public offering funding from two unnamed U.S. public companies, valuing the global online food takeaway service at 2.8 billion euros ($3.1 billion).

    […]

    This very weakness is key to the underlying vibrancy of Europe's start-up market, where lower valuations and less competition for talent make firms here a more attractive place for bigger U.S. and European players to acquire, Tech.eu said.“ http://www.reuters.com/article/germany-tech-idUSL5N0YU3CY20150609

    Warum die deutsche Industrie es nicht möglich war iTunes auf die Beine zu stellen? Weil sie sehr gut in inkrementeller Weiterentwicklung ist und nie disruption lernen kann oder überhaupt sollte – denn dann wären die Autos teuer und unsicher und mein Banking fehleranfällig und instabil – wie Startups halt.

    Für einen europäischen Binnenmarkt benötigt es:
    – einheitliche Kommunikations- und Versandkosten (Binnenmarkt)
    – einheitliche Regulierung des Versandhandels (und anderer Branchen)
    – einheitliche Bankvorschriften und Methoden für den Zahlungsverkehr
    – eine europäische Öffentlichkeit und dafür europaweite Medien

    Achso, und die Lösung für das Sprachproblem wäre cool.

    Danke für deinen Kommentar!

  3. Hallo Malte,

    ich finde deinen Artikel und Kommentar sehr interessant.
    Die Aussage deines Titel deines Artikels „Warum es kein deutsches Google gibt“ scheint mir zu implizieren, dass es eigentlich nötig wäre ein deutsches Google zu haben.

    Ich finde es aber spannender zu fragen, ist dass den wirklich so? Leben wir nicht in einer arbeitsteiligen Welt. Die Außenhandelstheorie besagt, dass wenn wir alle das tun, was wir am besten können, alle davon profitieren.

    Deshalb wage ich es zu bezweifeln, dass wird selbst mit einen einheitlichen Binnenmarkt in Europa ein deutsches bzw. europäisches Google bräuchten, denn es gibt andere Suchmaschinen wie z.B. Bing.

    Ich glaube, dass der kulturelle Unterschied sich viel stärker darauf auswirkt, wo eine Volkswirtschaft seine Stärken hat. Die Deutschen sind keine Entdecker und waren sie in der Geschichte auch nie. Sie sind die Strukturierer und Systematisierer des Bestehenden, denen es um die Vollständigkeit und Neutralität der Bewertung geht. Z.B. SAP ist dafür ein gutes Beispiel. Der Idealismus und die Romatik wirken sich auch jetzt immer noch aus. Mit Ideen, die diesem Ideal entgehen stehen, kann man sich in Deutschland nur schwer etablieren. Aber genau in diese Richtung geht Google und genau deshalb wird Google generell auch kritisch gesehen, auch wenn die meisten Individuen es gerne nutzen, weil man heutzutage kaum noch drum rum kommt.

    In Konjunkturzyklen gibt es verschiedene Phasen und ich würde das Entstehen von Google dabei in die erste Phase des Wachstums eingruppieren, da haben die Amerikaner ihre Stärken. Deutschland hat die größere Kompetenz in der nächsten Phase der Marktkonsolidierung und daher brauchen wir meiner Ansicht nach gar kein „deutsches“ bzw. europäisches Google, sondern viel mehr etwas, dass an diese Arbeiten anschließt und diese Technologie aufbaut und die nächste Phase der Konsolidierung einleitet.

    Mit freundlichen Grüßen

    Christoph Walther

  4. Pingback: sneakerhead

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