Ein paar Gedanken in aller Spontaneität
Roger Griffin – ein weltbekannter Faschismusforscher – hat in seinem Artikel Fascism’s new faces (and new facelessness) in the ‚post-fascist‘ epoch das Propagieren einer „Degeneration“ des Nationalstaats, einen chauvinistischen und populistischen Ultra-Nationalismus und die mythisch verklärte Sehnsucht nach einer Wiedergeburt der Nation als drei Kernkomponenten seines Idealtypus faschistischer Ideologie ausgemacht. Spätestens wenn man mit dieser Brille Luckes Rede zur – die bis vor Kurzem auf der Startseite der AfD abrufbar war – anschaut, dann stellt sich die Frage, warum Fragen der Einwanderungspolitik ausgerechnet am Beispiel der Sinti und Roma durchexerziert werden, in einer Partei, die sich in der Tradition von Bismarcks Preußen sieht und die den Nationalstaat einem integrierten Europa vorzieht.
Andererseits: Wer weiß schon ganz genau, was all die anderen, unbekannten Parteimitglieder sagen. Die Zukunft der AfD wird auch davon abhängen, ob der Vorwurf, die AfD sei „rechtspopulistisch“, eine Verunglimpfung ihrer politischen Gegner war, oder ob da etwas Wahrheit dahinter steckt. Allein der Vorwurf ist keine Antwort.
Wenn die AfD nur aus Luckes bestehen würde, wäre sie wohl unproblematisch. Tut sie aber leider nicht.
Allerdings habe ich den Eindruck, dass die neuen rechtspopulistischen Parteien in Europa, anders als die Rechtsextremisten in den 20er/30er Jahren, durchaus demokratisch sind. Das macht ihre sonstigen Forderungen nicht angenehmer, heißt aber wohl, dass man sich mit ihnen in irgendeiner Form auseinandersetzen muss.
Das scheint aber nur bedingt für die FPÖ zu gelten, die eigentlich gar nicht „rechtspopulistisch“, sondern schlicht rechtsradikal ist: http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/europa/freiheitliche-partei-oesterreichs-sonnenwenden-totenreden-12604968.html.
http://www.boell-nrw.de/downloads/AFD_Studie_FORENA_HBS_NRW.pdf