Your Monthly Good News, December 2014

There’s a problem with your everyday media: It is fed and nurtured by bad news, by misery, wars, crises, catastrophes. To make matters worse, journalists seem to think that their only task is to be critical about pretty much everything, leading to a depiction of politics and everyday life as disgraceful and appalling. Therefore most people believe that everything goes down the drain.
But hidden in the latter parts of magazines and newspapers, tucked away in nameless afternoon TV shows, you sometimes find news noone prepares you for: There’s more democracies now than there have ever been, you learn. Extreme poverty fell by 500 million people in the last 30 years. These are the rare occasions when good news gets so big that not even your everyday media can keep quiet about it. In our column Your Monthly Good News, we provide you with good news from the corner of the media machine, news that might give you a reason to be as optimistic as we are about the state and future of the world.

This is only the news we have noticed. If you come across something, a report, a short note, whatever, please just send us the link via mail@unserezeit.eu and we’ll include it in our next collection.

December’s Best News

Es gibt eine Nachricht aus dem Dezember, die kaum jemand mitbekommen zu haben scheint: Die Residenzpflicht, die bisher die Bewegungsfreiheit vieler Asylbewerber in Deutschland auf sinnlose und empörende Weise einschränkte, wurde weitgehend abgeschafft. Asylbewerber können nun nach drei Monaten frei in Deutschland reisen. Und das ist nicht alles. In den letzten Monaten wurde die Stellung von Asylbewerbern in Deutschland insgesamt eminent verbessert: Sie dürfen nun schon nach drei (statt wie bisher erst nach neun) Monaten arbeiten und sich bundesweit bewerben; nach (immer noch viel zu langen) 15 Monaten – bisher waren es vier Jahre! – wird ihre Bewerbung gleichberechtigt (d. h. ohne die Prüfung, ob ein deutscher Bewerber vorzuziehen sei) berücksichtigt. Sie bekommen Geld- statt Sachleistungen, und diese werden an das Hartz-IV-Niveau angepasst. Ein nicht geringer Teil der Forderungen, die das Flüchtlingscamp auf dem Oranienplatz erhob, kann damit, ohne dass man die immer noch bestehenden Ungerechtigkeiten kleinreden sollte, als erfüllt gelten.

Die Asylrechtsnovelle wurde von den Medien dennoch als „Verschärfung“ oder „Beschnitt“ des Asylrechts dargestellt, weil, wie sie nicht müde wurden zu betonen, dabei auch Serbien, Bosnien und Herzegowina und Mazedonien zu „sicheren Herkunftsländern“ erklärt wurden. Weil die Bundesregierung diese Regelung durchsetzen wollte, im Bundesrat jedoch keine eigene Mehrheit hat, kam es überhaupt zu den genannten Verbesserungen: Es war ein Kompromiss, dem Winfried Kretschmann und seine baden-württembergischen Grünen nur deshalb zustimmten, weil er das Leben tausender Asylbewerber erleichtern wird. Man kann wohl kaum so tun, als ob das nichts wäre.

Your Monthly Good News, December 2014

Nikolaj Nielsen: Germany second top migration destination of choice after US, euobserver, 1 December 2014
– This is good news especially for Germany, but the article contains some more good news, too, including: “Most [migrants] now tend to be women, well-educated, and over-qualified for the jobs they land in the hosting nations.”
Auch die Schweiz darf sich freuen: Schweiz mit den meisten Einwanderern pro Kopf, Neue Zürcher Zeitung, 1. Dezember 2014. Die meisten Einwanderer pro Kopf, laut derselben Studie. Allerdings für 2012, und sie hat sich nicht gefreut. Allerdings:
Schweizer stimmen gegen begrenzte Zuwanderung, Süddeutsche Zeitung, 30. November 2014

– Aber immerhin: Auf jährlich 0,2 Prozńent der Bevölkerung wollten die Schweizer die Einwanderung dann doch nicht begrenzen.

Robert Biedron (Waldemar Zboralski, CC-by-SA-3.0)
Julia Szyndzielorz: Polen hat seinen ersten schwulen Bürgermeister, Die Welt, 1. Dezember 2014
– Ersten offen schwulen Bürgermeister, that is. Überhaupt scheint sich in den letzten Jahren, weitgehend unbemerkt von deutschen Medien, in Polen einiges verändert zu haben. Robert Biedroń, der nämliche Bürgermeister, war bisher Abgeordneter der linksliberalen Partei Twój Ruch im polnischen Parlament, dem Sejm. Bei Twój Ruch handelt es sich um eine neue Partei, die bei den Parlamentswahlen 2011 aus dem Stand auf 10 Prozent der Stimmen kam. Da es sich nicht um eine rechtspopulistische Partei handelt, fanden die deutschen Medien diese Entwicklung aber offenbar nicht interessant genug, sodass die meisten Deutschen von dieser neuen, antiklerikalen, im positivsten Sinne linksliberalen Partei noch nie gehört haben. Es scheint ihr aber zunehmend zu gelingen, die Unzufriedenheit mit dem konservativen Establishment in Polen zu kanalisieren. Schon jetzt hat Twój Ruch, für die auch Anna Grodzka, die erste transsexuelle Abgeordnete, im Sejm sitzt, das Land verändert.
Nikolaj Nielsen: EU court strikes down gay asylum tests, euobserver, 2 December 2014
– “Gay people seeking asylum in Europe will no longer have to take tests based on stereotypes or be forced to provide images to prove their sexual orientation.”
Thüringen: Im Winter keine Abschiebung, Neues Deutschland, 5. Dezember 2014
– Was auch immer man von der neuen, von den Linken angeführten Regierung in Thüringen halten mag – ihre erste Amtshandlung war sowohl symbolisch als auch praktisch gut und richtig: „Nach der Ernennung der Minister durch Ministerpräsident Bodo Ramelow traf sich das Kabinett am Freitagnachmittag zu einer ersten Sitzung. Angekündigt wurde, dass ein Winterabschiebestopp für Flüchtlinge zu den ersten Amtshandlungen von Rot-Rot-Grün zählen werde.“
Ulrich Exner: Goslars verzweifelter Kampf um mehr Flüchtlinge, Die Welt, 6. Dezember 2014
– Fortsetzung der Geschichte um den Goslarer Oberbürgermeister Oliver Junk und seinen Versuch, mehr Asylbewerber in seine Stadt zu bekommen. Er bleibt ein cooler Typ.
Thomas L. Friedman: How ISIS drives Muslims from Islam, New York Times, 6 December 2014
Koert Debeuf: Is Islamism in decline?, euobserver, 7 December 2014
Brian Whitaker: Arab Atheism: It’s Not About ISIS, Free Arabs, 17 December 2014
– With all the excitement about ISIS and other terroristic groups deriving their worldview from radical Islamism, there’s a development within the Arab states that doesn’t get much attention in Western media: There’s a growing group of – especially young – people in the Muslim world turning away from Islamism and Islam, demanding from Islam to keep away from politics. Whether or not this has much to do with ISIS (it probably hasn’t), it is certainly a hopeful development for anyone who rightly believes that the “Islamisierung des Morgenlands” (Islamization of the Orient, in allusion to the recent, fairly racist German protest marches berating the alleged Islamization of the Occident, or “Abendland”) should be halted and reversed.
– Unternehmer fordern noch schnelleren Arbeitsmarktzugang für Asylbewerber.
– You have to see this chart.
Renate Köcher: Deutsche sehen Einwanderung nüchtern, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16. Dezember 2014
– Neue Allensbach-Umfrage bestätigt, dass die Ausländerfeindlichkeit der Deutschen stetig abnimmt.
Karen DeYoung: Obama moves to normalize relations with Cuba as American is released by Havana, The Washington Post, 17. Dezember 2014
– Finally, this Cold War crap is over, too.
Michael Gerson: A Global Conspiracy of Health, The Washington Post, 18 December 2014
– “In the category of stunning, heartening, woefully underreported good news: In 2000, an estimated 9.9 million children around the world died before age 5. In 2013, the figure was 6.3 million. That is 3.6 million fewer deaths, even as the world’s population increased by about 1 billion.
[…] People love to speculate about shadowy global institutions — the Bilderberg Group, the Trilateral Commission. But one little-known global institution based in Geneva — Gavi, the Vaccine Alliance — supports vaccination for nearly 60 percent of the world’s children. It is a global conspiracy of health.”
Hans Rosling: Tweet, 31 December 2014
– “By end of 2014 we have less than 5 newly confirmed Ebola cases/day in Liberia, Down from at least 60/day in early Oct.” Including a chart.

About Author: WWWWWSören Brandes

Geboren 1989 in Paderborn, hat Geschichte und Literatur in Berlin und Lund studiert. Master in Moderner Europäischer Geschichte. Promoviert derzeit am Graduiertenkolleg „Moral Economies of Modern Societies“ am Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung über die Geschichte des Marktpopulismus. Lebt in Berlin-Neukölln und interessiert sich für eigentlich alles, insbesondere für Globalisierungsphänomene, den Einfluss der Massenmedien darauf, wie wir denken und leben, und europäische Politik. Mail: soeren@unserezeit.eu, Twitter: @Soeren_Brandes, Facebook: Sören Brandes View all posts by

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