Feierabend – Vom Ende der Arbeit

Als in Frankreich im späten 19. Jahrhundert die Arbeiter durch Dampfmaschinen ersetzt werden sollten, flogen die Sabots. Die hölzernen niederländischen Treter sollten der Legende nach nicht nur die frühen industriellen Maschinen kaputt machen, sondern auch für das Wort Sabotage verantwortlich sein. Knapp einhundertfünzig Jahre später fliegen wieder Symbole des Protests. Doch diesmal richtet sich die zerstörerische Wut nicht gegen die dampfenden Ungetüme. Diesmal richtet sich die Wut gegen Autos und ihre lenkenden Tagelöhner, die stellvertretend für eine Weg-Digitalisierung der Arbeiterschaft stehen. „Feierabend – Vom Ende der Arbeit“ weiterlesen

Der Wolf im Sharingpelz – warum die gesellschaftliche Wirkung der Sharing-Ökonomie besser ist als ihr Ruf

Dieser Artikel ist der zweite in einer Reihe über den Einfluss der ‚Sharing Economy‘ und ‚On-Demand Economy‘ auf Wirtschaft und Gesellschaft. Der erste Artikel Die Grenzen des Wachstums: Warum nach der Expansion jetzt die Erschließung kommt erschien bereits im November.

Der Einfluss der Sharing Economy ist unbestritten, ihre Wirkung steht jedoch in der Kritik. Sie verdamme uns zu ‚ewigen Händlern‘, warnt die Frankfurter Allgemeine Zeitung. ‚Erstaunlich talentierte Märchenerzähler‘ seien am Werk, die das Versprechen einer billigeren und umweltfreundlicheren Ökonomie nicht einlösten. Eine Alternative zum Kapitalismus sei die Sharing-Ökonomie gewesen, bevor die Investoren auftraten, sagt die Zeit. Das Resultat sei die Aushöhlung des Arbeitsschutzes, der zu einem Prekariat aus Tagelöhnern führe – alles bereits da gewesen, bloß jetzt kostenpflichtig und kommerziell. Und da kommt sie nun, die Sharing Economy als Wolf im Schafspelz: Außen fluffig und philantrophisch, innen profitgetrieben und gesellschaftszersetzend.

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Die Grenzen des Wachstums: Warum nach der Expansion jetzt die Erschließung kommt

Dieser Artikel ist der erste in einer Reihe über den Einfluss der ‚Sharing Economy‘ und ‚On-Demand Economy auf Wirtschaft und Gesellschaft. Die Fortsetzung findest du hier

Wenn Isabelle pünktlich sein möchte, muss sie früh aufstehen. Die Busverbindung von Baracoa, einem Vorort Havanas auf Kuba, bis zur Universität schlängelt sich mitten durch die Stadt. Der Bus benötigt dafür gute vierzig Minuten – eine Fahrzeit, die sie mit Frankfurter Großstadtverweigerern und dem Berliner Durchschnittspendler teilt. In sehr unregulierten Teilen Deutschlands, wie zum Beispiel dem Hauptstadtbezirk Neukölln mit seiner Buslinie M41, kommt es darüber hinaus auch mal zu Verzögerungen und sogar ganzen Ausfällen, die in gruppentherapeutischen Maßnahmen medienwirksam aufgearbeitet werden müssen. Grund zur Beschwerde gibt es dagegen bei Isabelle nicht, denn wo kein Busfahrplan existiert, gibt es auch keinen Anspruch auf Regelmäßigkeit. „Er kütt wenn er kütt“, würde der Kölner sagen.

Der verkappte Kommunist unter den Kapitalisten

Es war auf der letzten Weihnachtsfeier meiner Universität, als ich recht unverhofft als verkappter Kommunist bezeichnet wurde. Zugegebenermaßen hatte ich mal wieder leidenschaftlich meine Vorstellungen über eine bessere Verteilung der Ressourcen in unserer Gesellschaft zum Besten gegeben. Die Reaktion erstaunte mich dennoch. Ich grübelte stirnrunzelnd, ob das wohl stimmen könnte. Unser Universitätspräsident hatte die Diskussion nüchtern verfolgt, konnte sich aber mit dem Vorschlag anfreunden, Gregor Gysi zu diesem Thema einzuladen. „Wenn der kommt, dann brenn ich die Uni nieder“, entgegnete daraufhin die Kommilitonin, die mich zuvor in McCarthy-Manier als Kommunist bezeichnet hatte. Wir hatten wohl einfach zu viel getrunken.

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