#MeToo and The Naked Man: Ted Mosby, Barney Stinson, and Harvey Weinstein

“You’re on a first date, you’ve had a few drinks, you make an excuse to go up to the girl’s apartment. Then, once she leaves the room, you strip down naked, and wait. When she comes back, she laughs. She is so charmed by your confidence and bravado and sleeps with you. Boom.” In the age of #MeToo, this scheme bears uncanny resemblances to the things we recently learned about public figures like Harvey Weinstein or Louis CK. But these are in fact the instructions to “The Naked Man,” a scheme of sexual seduction that is depicted in the homonymous title of Season 4, Episode 9 of US-America’s beloved Sit-Com How I Met Your Mother. The concept is introduced by one of Robin’s dates, a mediocrely attractive man, self-attestedly without qualities (“I’m not smart, funny, or handsome.”), with whom she still chooses to have sex. The gang gets hooked on the scheme since it promises an easily earned sexual experience with high chances of success: “works two out of three times – guaranteed.”

„#MeToo and The Naked Man: Ted Mosby, Barney Stinson, and Harvey Weinstein“ weiterlesen

Die Macht der Geschichten. Erzähltheorie reloaded

Wir möchten neben kürzeren Kommentaren und längeren Essays nun auch, in unregelmäßigen Abständen, Rezensionen veröffentlichen. Darin muss es nicht notwendig um gerade Erschienenes gehen; wichtig ist nur, dass es, auf welche Weise auch immer, unsere Zeit betrifft. Den Anfang macht Dariyas Rezension des neuesten Buches von Albrecht Koschorke, die (und das) uns eines in Erinnerung ruft: Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch Erzählungen. –Sören

Albrecht Koschorke: Wahrheit und Erfindung. Grundzüge einer Allgemeinen Erzähltheorie, Frankfurt a. M. 2012

„Am Anfang war Napoleon.“
„Am Anfang war keine Revolution.“
„Im Anfang war das Reich.“
Mit diesen Setzungen beginnen drei prominente Historiker – Thomas Nipperdey, Hans-Ulrich Wehler und Heinrich August Winkler – ihre großen Narrative zur deutschen Geschichte der Neuzeit. Die Bedeutung dieser Anfänge, dieser ersten Sätze für die darauffolgende Geschichte (story, nicht history), für das Was und das Wie der historischen Darstellung, hat Gordon Craig sich und seinen Lesern durch die kritische Nachfrage „Ist es ein Fehler, bei Bismarck anzufangen?“, mit der er seine Deutsche Geschichte 1866–1945 beginnt, vor Augen geführt. Der Anfang jeder Geschichte ist, wie die Beispiele zeigen, immer bewusst gewählt und nie notwendig – genauso wie ihr Ende. Er bestimmt einerseits, ob man eine Geschichte der großen Männer, eine Sozial- oder eine Ideengeschichte erzählt. Andererseits entscheiden Anfang und Ende z. B. bei Konflikterzählungen Fragen nach Verantwortung und Schuld der Beteiligten verleihen so jeder Erzählung eine signifikante Erklärungsmacht.
Die Frage nach Anfang und Ende eines Narrativs, die durch eine bewusste, normative Entscheidung gesetzt werden, ist auch für den Konstanzer Literaturwissenschaftler Albrecht Koschorke in seiner im Frühjahr 2013 erschienenen Monographie entscheidend. Oder sie hätte es sein sollen. Wie der Leser im letzten Kapitel erfährt, hätte das Buch ein Anderes werden sollen. Es sollte die Anfangsprobleme von Groß- und Ursprungserzählungen thematisieren, die laut Koschorke eine spezifische Binnenperspektive herstellen: Mit der Setzung eines Anfangs werden Phänomene und Konzepte, die in Bezug darauf älter sind, also in einer Vorzeitigkeit stehen, für inexistent erklärt. Das seien z. B. „die Welt vor Erschaffung der Welt, das Denken vor dem Einsetzen des Denkens, die Gesellschaft, die den Gesellschaftsvertrag abschließt“. Bevor der Autor dem Erzählen jedoch diese transzendentale Qualität zuspricht, über Zeit und Raum zu stehen und zu walten, will er seine ontologische Rolle in allen Wissensordnungen nachzeichnen. Deswegen also die vorliegende Studie, die Koschorke als eine „elementare Verständigung“ bezeichnet.

„Die Macht der Geschichten. Erzähltheorie reloaded“ weiterlesen