The Big Short – Die Wette gegen unsere Generation

Die Hinweise, versteckt lediglich durch die Vielzahl der Fragmente, die wir jeden Tag wahrnehmen und als relevant oder irrelevant einstufen müssen, waren offen sichtbar. Das vermittelt The Big Short – ein Film über die Wallstreet-Trader, die der Immobilienblase von 2007 auf die Schliche kamen: ein riesiges Kartenhaus, sich selbst bestätigend und zusammengehalten von den Eigeninteressen der Spieler.

Dieses Gefühl des Hätte-wissen-müssens ist nach dem Ereignis so natürlich wie trügerisch: Hätte man wirklich wissen können, dass die Beziehung in die Brüche geht? War es tatsächlich abzusehen, dass das Internet sich so stark in allen Lebensbereichen durchsetzt? Im Nachhinein betrachtet fallen uns „die Schuppen von den Augen“ – warum also nicht vorher?

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Mut in Zeiten des Terrors

Wir Europäer seien „selber schuld“ an den Anschlägen, schallt es aus den Kommentaren – wegen einer imperialistischen Politik, sagen die einen. Wegen einer fehlgeleiteten Immigrationspolitik, sagen die anderen. „Zu schwach“ seien wir, „um unsere Werte zu verteidigen“.

Es ist ein vertrautes Gefühl nach der Katastrophe. Nach dem Schock, dass so etwas mitten unter uns passieren konnte und der Trauer über dieses Mädchen, dass da in Sneakers auf dem Boden liegt, die Arme friedlich überkreuzt und jetzt tot ist. So tot wie 130 weitere Menschen, die vorletzten Freitag ausgehen wollten. Es hätte auch meine Schwester sein können. Es hätte jeder sein können.
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Japanische Verhältnisse – eine Polemik

Die Ampeln sind laut in Japan. Schaltet eine auf grün, ertönt eine Melodie. Wie das Intro eines Gameboyspiels dröhnt aus den Ampeln zum Gehen Musik und gewöhnt die Passanten besser an die Ampelphasen als Pavlov seine Hunde ans Essen. Alles in Japan scheint zu blinken und laute Geräusche von sich zu geben.
Die Bahnen sind größer und voller, während ihre Insassen fast still sind. Mit erschreckender Effizienz reihen sich die Pendler selbst in überfüllten Bahnhöfen in Reih und Glied, nur um wie ein engmaschiges Kettenhemd die Fahrt in völliger Stille zu durchstehen.

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Die technologische Zukunft, um die niemand gebeten hatte

An den Zeitpunkt, als für mich die Zukunft anfing, erinnere ich mich nicht mehr. Ich hatte vorher bereits gelernt, über die DOS-Kommandozeile mein Lieblingsspiel durch die Eingabe des Dateipfades zu starten, aber an den Zeitpunkt, als ich mich zum ersten Mal ins Internet einwählte, erinnere ich mich nicht. Wohl aber an das Fiepen des Modems – wahrscheinlich, weil es so skurril war, dass es aus einer Science-Fiction-Komödie aus den 70er Jahren hätte stammen können. So tollpatschig und beschränkt feierte es sein Debut, dass ich die Erinnerung einfach überschrieb.

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Generation Y: Eine Abrechnung

Es ist anscheinend zum Verzweifeln mit der Generation Y. Wir sind die „erste Generation, die mit der Work-Life-Balance-Welle groß geworden ist. Behütet, in Wohlstand gebettet“. Der Economist publizierte erst zuletzt eine Umfrage, die bestätigte, dass wir als die schwierigsten Mitarbeiter mit der geringsten Arbeitsmoral, Teamfähigkeit und Problemlösungskompetenz seit dem Zweiten Weltkrieg angesehen werden.  In vorauseilendem Gehorsam zweifelt ein Journalist der NZZ in seiner frühen Midlife-Crisis daran, „dass meine Generation, diese lethargische, verunsicherte, von einer postideologischen Welt im Stich Gelassene, es vermag, aufzustehen und fundamentale Konflikte zu lösen“. Selbst Sokrates bemerkte bereits über die Generation Y: „Die Jugend liebt heute den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt mehr vor älteren Leuten und diskutiert, wo sie arbeiten sollte“.